Vom Glück, Schweine zu hüten

 

Eine Kuh, die nicht genügend Milch gab, galt lange Zeit als weniger wert als ihre leistungsstärkere Verwandte. Die Folgen sind bekannt: Die Zucht konzentrierte sich auf diejenigen Rassen mit dem besten Nutzen für den Menschen. Andere, zum Teil sehr alte Rassen hatten das Nachsehen. Dem Engagement vieler Einzelpersonen ist es zu verdanken, dass Rassen wie das  Bunte Bentheimer Schwein, das Alt-Oldenburger Pferd, die Thüringer Waldziege oder das Deutsche Reichshuhn nicht gänzlich ausgestorben sind.

Früher waren noch robuste Nutztiere gefragt, die aufgrund ihrer Vielseitigkeit geschätzt wurden. Nach und nach aber rückte im Lauf der Jahre die Leistung in den Vordergrund, was dazu geführt hat, dass die heutige moderne Agrarwirtschaft vorwiegend von Rassen oder Kreuzungen (Hybriden) dominiert wird, die zum einen nur noch einseitig spezialisiert und zum anderen in der Lage sind, möglichst hohe Leistungen in ihrem Spezialgebiet zu bringen. Die Spezialisierung auf bestimmte Umgebungen (Gebirge etc.), Genügsamkeit sowie die Möglichkeit zur vielseitigen Nutzung sind mittlerweile nicht mehr gefragt. Mit den alten Nutztierrassen verschwindet auch ein Kulturgut, dass die jeweiligen Regionen lange Zeit prägte.

Der Erhalt alter Nutztierrassen, die den heutigen "Ansprüchen" nicht mehr entsprechen, mag vielen als pure Liebhaberei erscheinen. Doch sollte man dabei nicht vergessen, dass gerade diese Eigenschaften alter Nutztierrassen bei veränderten Haltungsbedingungen, beispielsweise dem Klima, von Nutzen sein können. Bisher unbeachtete oder nicht bekannte Eigenschaften können künftig von Bedeutung sein. Lässt man diese alten Rassen einfach verschwinden, verschenkt man unter Umständen hohes genetisches Potenzial für die Zukunft.

Die GEH

Wir haben uns vor Jahren dazu entschlossen, der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) beizutreten und das Rittergut für gefährdete Nutztierarten zu öffnen und als Teil unseres Lebens und auf unseren Nutzflächen einräumen.

 

 

GEH Logo

 

Die Gesellschaft zur Erhal­tung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) engagiert sich seit 1981 für die Le­benderhaltung der Nutztierrassen.

1995 wurde von der GEH das Arche-Hof-Projekt ins Leben gerufen und umfasst bundesweit bereits über 100 Höfe.

Die Arche-Höfe verstehen sich als Einrichtung mit dem Ziel, vom Aussterben bedrohte Nutz­tierrassen aktiv zu erhalten und weiter zu züchten. Sie integrieren diese Rassen bewusst in ihr Betriebskonzept und stellen landwirtschaftliche Produkte her.

Eine artgemäße Haltung und Fütterung aller Tiere ist eine Grundvoraussetzung für die Er­nennung zum Arche-Hof. Die Tiere sollen Auslauf zur Verfügung haben sowie Einstreu im Liegebereich. Weidegang im Sommer soll ebenso wie Gruppenhaltung praktiziert werden.

Nicht tiergerechte Systeme wie z.B. Käfighaltung, ganzjährige Anbindehaltung und Voll­spaltensysteme sind für Arche-Höfe nicht zugelassen.

Bei der Fütterung wird Wert auf einen möglichst hohen Anteil be­triebseigener heimischer Futtermittel mit hohem Grundfutteranteil gelegt und die Fütterung sollte entsprechend dem Bedarf und der Genügsamkeit der Landrassen ausgerichtet sein.

Die Fütterung mit energetisch hochkonzentrierten Leistungsfuttermitteln ist abzulehnen. Gentechnisch veränderte Futtermittel sollen nicht zum Einsatz kommen. Alle Vorgaben unterliegen strengen Kontrollen.

Planung

Der geplante neue 4-Seiten-Hof in Nielebock soll als Arche Hof aufgebaut und geführt werden. Der bestehende Gutshof in Seedorf wird folgen.

Die ausschließliche Verwendung von Biofutter zertifizierter Bauern aus der Region, die im Gegenzug die Abfallprodukte komplett verwerten, und das dadurch erzeugte Bio-Fleisch mit seiner wesentlich höheren Qualität gewährleistet die garantierte Abnahme durch den Öko-Verband.

Allein in Deutschland stehen mehr als 100 Nutztierrassen auf der Roten Liste der GEH. Engagement und Ideen sind gefragt, die Tiere so in die Nutzung einzubinden, dass eine langfristige Erhaltung gewährleistet ist. Auf unseren Höfen und Flächen wird konsequent aktive Erhaltungs­arbeit geleistet. Wir wollen den aus alter Tradition bekannten Nutztieren unserer Region eine möglichst artgerechte Lebensform ermöglichen.

Haupterwerb des Landwirtschaftsbetriebes ist die Bio-Fleischproduktion. Für die Fleisch­produktion werden fast ausschließlich Nutztiere gehalten und gezüchtet, die auf der roten Liste stehen. Dabei versteht es sich von selbst, dass die Tiere ausschließlich mit zertifiziertem Biofutter gefüttert werden, natürlichen Auslauf haben und unter besten Bedingungen frei­laufend gehalten werden.

Konkret ist folgende Haltung auf dem Arche Hof in Nielebock vorgesehen:

Bentheimer Landschwein
Mangalica Schwein
Pommersche Graugans
Deutsches Reichshuhn
Mularde Enten
Europäisches Mufflon